Grundlagen
Unter Fettleibigkeit versteht man nicht ein paar Kilo zu viel, sondern einen massiven Überschuss an Körperfett. Dieses ruft eine ganze Reihe von Krankheiten hervor, wodurch nicht nur die Lebensqualität erheblich leidet, sondern auch die Lebenserwartung verkürzt wird. 

Um sein eigenes Körpergewicht einschätzten zu können, muß man es in Relation zur Körperlänge setzen. Es ist natürlich ein Unterschied, ob Sie mit Ihrem Körpergewicht von langer Statue oder eher kleinwüchsig sind. Dabei hat sich die Formel zur Berechnung des sogenannten Body-Mass-Index (BMI) weltweit bewährt und durchgesetzt.  


Mit einem BMI-Wert um 25kg/m2 besteht die geringste Gefahr, in Zukunft wegen Unter- oder Übergewicht Folgeerkrankungen zu entwickeln.  

Mit einem BMI um die 27kg/m2 besitzt man sogar statistisch die höchste Lebenswartung. Geringere BMI-Werte sprechen für ein Untergewicht. Das ist auf Dauer noch schädlicher für unseren Körper, als Übergewicht.

Ab einem BMI von 30kg/m2 sprechen wir von Fettleibigkeit oder Adipositas. Je höher das Übergewicht ist, desto höher ist die Gefahr, das Folgeerkrankungen auftreten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat daher schon vor Jahren Adipositas als Krankheit eingestuft.

Man muß sagen, der BMI berücksichtigt nur das Gewicht und wird dabei einer unterschiedlichen Körperzusammensetzung nicht gerecht. Hochleistungssportler mit besonders viel Muskelmasse und wenig Fettanteil können daher ebenso einen erhöhten BMI-Wert haben, wie fettleibige Menschen mit wenig Muskelmasse. Die Bestimmung der Körperzusammensetzung von Menschen kann mit einer sogenannten Bioelektrischen Impedanzanalyse (BIA-Messung) erfolgen. Dieses Verfahren steht jedoch nur vereinzelt zur Verfügung und bietet gerade bei adipösen Menschen häufig falsche Ergebnisse. 

Oftmals reicht eine genaue Bewegungsanalyse mit einem genauen Blick auf die Körperform. Denn es ist nicht egal, wo sich das übermäßige Fett am Körper befindet! Es wird der Apfeltyp von dem Birnentyp unterschieden. Der Apfeltyp sammelt vor allem abnormale Fettmassen im Bauchraum an, während der Birnentyp ausladende Hüft- und Oberschenkelregionen vorweist.  

Der Apfeltyp ist viel schädlicher als der Birnentyp. Gerade das Bauchfett schädigt die inneren Organe! Bauchumfänge - etwa in Nabelhöhe gemessen - von über 80cm bei Frauen und über 94cm bei Männern gelten als wichtige  Risikofaktoren. Die Anzahl der Menschen mit Übergewicht nimmt seit dem 2. Weltkrieg kontinuierlich zu. Wenn die Tendenz so anhält, werden 2040 über die Hälfte der deutschen Bürger fettleibig sein. Erschreckend ist der Trend vor allem bei Kindern und Jugendlichen.  Nach einer Veröffentlichung der WHO vom Oktober 2017 hat sich in den letzten 14 Jahren die Anzahl der fettleibigen Kinder verzehnfacht! Allein in Deutschland stieg der Anteil betroffener Kinder von etwa drei Prozent im Jahr 1975 auf sieben Prozent der Mädchen und elf Prozent der Jungen im Jahr 2016 an.

Warum ist die Fettleibigkeit so schädlich?

Besonders extreme Fettmassen vor allem im Bauchbereich sind problematisch. Nicht selten führt die massive Verfettung zu Organschäden an Leber, Nieren und Bauchspeicheldrüse, was für eine ganze Reihe von Krankheiten verantwortlich ist. So ist die Fettleibigkeit weltweit die Hauptursache für die enorme Zunahme von Patienten, die unter der erworbenen Zuckerkrankheit leiden, dem Diabetes mellitus Typ II. Sie ist der Grund für viele Fettstoffwechselstörungen sowie Herz- und Gefäßerkrankungen, was oftmals frühzeitig zum Schlaganfall und Herzinfarkt führen kann. Darüber hinaus haben Menschen mit einem krankhaften Übergewicht ein erhöhtes Krebsrisiko und leiden häufig unter nächtlichen Atempausen, die zur verminderten Sauerstoffversorgung des Gehirns führen, dem sogenannten Schlaf-Apnoe-Syndrom. Die chronische Überlastung der Wirbelsäule und der Gliedmaßen führt zur frühzeitigen Arthrose der Gelenke mit Schmerzen. Auch dadurch sind viele Betroffene erheblich in der Mobilität eingeschränkt. 

Durch die Folgeerkrankungen der Fettleibigkeit sinkt die Lebensqualität der Betroffenen enorm. Depressionen und soziale Isolation sind häufig die Folgen.  

Im Schnitt ist die Fettleibigkeit mit all ihren Folgeerkrankungen für eine Verkürzung der Lebenserwartung um 10 bis 14 Jahre verantwortlich. 

Wie kommt es zur Fettleibigkeit?

Die Gründe die zu einer Fettleibigkeit führen, sind vielfältig und individuell unterschiedlich. 

Es gibt einige seltene angeborene oder auch erworbene Erkrankungen, die mit einer Gewichtszunahme einhergehen. Eine Unterfunktion der Schilddrüse sowie eine Überfunktion der Nebennieren gehören dazu. Auch Operationen an diesen Körperdrüsen oder Eingriffe am Gehirn können eine Gewichtszunahme zur Folge haben.
Auch einige Medikamente haben als unerwünschte Nebenwirkung eine Zunahme des Körpergewichtes zur Folge. Dazu gehören zum Beispiel Kortison- und Hormon-Präparate, sowie einige Medikamente zur Behandlung psychischer Erkrankungen. Der Einfluß auf das Gewicht ist abhängig von der Dosierung und der Länge der Einnahme der Präparate.

Lediglich bei 1 von 100 Betroffenen, die unter Fettleibigkeit leiden, besteht einer der im letzten Absatz aufgeführten Gründe. Und deren Einfluß auf die Gewichtszunahme ist häufig gering.

Sind es die Gene? Ein eindeutiges: Jein! 
Zwar gibt es tatsächlich in unserem Erbgut Informationen, die für eine unterschiedliche Verwertung der Nahrung verantwortlich sind, aber in der Regel sind diese genetischen Unterschiede nur für einen sehr geringen Anteil der Gewichtszunahme verantwortlich. Sonst wäre auch nicht zu verstehen, weshalb das weltweite Problem der Fettleibigkeit sich erst in den letzten 50 Jahren so extrem ausgebreitet hat. Unsere Erbinformationen haben sich ja nicht vor 55 Jahren plötzlich verändert.
Auf der anderen Seite ist unser Körper seit Millionen von Jahren auf zwei wesentliche Anforderungen programmiert, die uns lange das Überleben sicherten:
Wenn Du etwas zu Essen findest, dann iß! 
Bewege Dich so wenig wie möglich, um Energie zu sparen.

Der ständige Überfluss an Nahrung und die zunehmende Immobilität durch Motorisierung und Digitalisierung spielen diesen beiden Überlebensformeln zu. Viele Menschen haben große Probleme damit, dieser sogenannten Genom-Falle zu entkommen. 

So oder so: Das Gewicht ist abhängig von der täglichen Energieaufnahme und dem Energieverbrauch. Auch, wenn wir Ruhen, verbraucht unser Körper ständig Energie. Jede Zelle ist eine kleine chemische Wunderfabrik, die unaufhörlich Substanzen produziert, die wir zum Leben brauchen. Dafür braucht sie wichtige Baustoffe, die wir mit der Nahrung aufnehmen und Energie in Form von Zucker oder Fetten. Auch für unsere Muskulatur, die wir für jede körperliche Bewegung, zum Atmen und für unsere Verdauung benötigen, müssen wir ausreichend Energie zur Verfügung stellen - vor allem Eiweiß. 
Unser Gehirn ruht nie und verbraucht zusätzlich einen Großteil des mit der Nahrung aufgenommenen Zuckers, denn Zucker ist der einzige Energielieferant, den das Gehirn nutzen kann. Mit Fetten oder Eiweiß kann es nicht viel anfangen. Es schreit daher ständig nach Zucker, denn der ist überlebenswichtig für seine Zellen - und damit für den ganzen Menschen.

Wenn ein normgewichtiger Mensch sich wenig bewegt benötigt sein Körper um die 2300kcal täglich, um seinen Energiegrundumsatz zu decken. Wenn er sich viel bewegt und sein Gehirn besonders intensiv benutzt, braucht er auch besonders viel Energie. Gelegentlich bis zu 4000kcal und mehr. Leistungssportler zum Teil weit über 6000kcal pro Tag.

Und dennoch: Den höchsten Bedarf an Energie haben im Normalfall das Gehirn, das Herz und die Nieren und nicht die Muskulatur, die wir für die Bewegungen benutzen.

Viele Nahrungsmittel, die wir täglich zu uns nehmen, besitzen zu viel Energie in Form von Zucker. Er ist vor allem in Fertigprodukten und Softdrinks, von denen Jugendliche in Europa durchschnittlich 1,8l täglich konsumieren. 
Aber häufig verbrauchen wir gar nicht sooooo viel Energie, wie wir aufnehmen. 
Die Überschußenergie, die wir dann täglich aufnehmen, wird als Fettdepots abgespeichert. Das war lange eine sinnvolle Überlebensstrategie der Natur und unser Körper macht das ganz toll, denn er weiß ja nicht, wann es das nächste mal etwas zu essen gibt. Oder ob der nächste Winter besonders kalt wird. 
Nun leiden wir aber in den betroffenen Ländern - zum Glück - derzeit nicht unter Hungerperioden. Vielmehr wird uns ganzjährig gerade in städtischen Gebieten alle 20m ein Nahrungsmittel angeboten. Und im Winter sitzen wir im Warmen, so dass keine Fettspeicher zum heizen des Körpers abgebaut werden.
Im Gegenteil: Sie werden immer mehr und mehr und mehr…Und das ist das Problem!

Nach einer Datenerhebung des Bundesamtes für Statistik aus dem Jahre 2010 beträgt die durchschnittliche Gehstrecke, die ein Bundesbürger in Deutschland täglich zurücklegt gerade einmal 400m - das ist einmal `rum um den Sportplatz! Sportliche Aktivitäten nehmen sogar mit zunehmendem Körpergewicht ab. 

Aus diesem Dilemma herauszukommen ist sehr schwer, und viele Betroffene schaffen das nicht ohne professionelle Hilfe. Es ist in den letzten Jahrzehnten ein gesellschaftliches Problem entstanden, das uns alle etwas angeht. 

Was kann man gegen krankhaftes Übergewicht tun?

Mit einem BMI über 35kg/m2 liegt eine behandlungsbedürftige Erkrankung vor. Während Fettleibige vorwiegend einen Schwerpunkt auf die Reduzierung des eigenen Körpergewichtes legen, steht aus medizinischer Sicht die erfolgreiche Behandlung und Vermeidung der Folgeerkrankungen im Blickpunkt.

Da die Energiebilanz bei der Entwicklung, dem Erhalt und der Therapie der Fettleibigkeit eine entscheidende Rolle spielt, sollte eine definitive Ernährungsumstellung sowie eine Steigerung der körperlichen Aktivitäten unbedingt angestrebt werden. Das geht nur einher mit einer entschiedenen Verhaltensänderung. 

Damit sind die drei wichtigsten Säulen der Behandlung einer krankhaften Fettleibigkeit umrissen:
Eine Verhaltensänderung mit 
definitiver Umstellung der Ernährung und
nachhaltiger Steigerung der körperlichen Bewegung


Jeder Betroffene muss individuell betrachtet werden, um einen für Sie persönlichen Weg zu planen.

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